Protokoll der Sondierungsreise nach Ghana - Schwerpunkt GynäkologieZiel
1. Vorbereitung einer regelmäßigen Weiterbildung in der Frauenklinik des Holy Family Hospital Techiman Im Bereich Laparoskopie

2. Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding mit dem Verwaltungschef des Krankenhauses.

3. Evaluation von Kooperationsmöglichkeiten in anderen medizinischen Fachbereichen.

Nach einer unkomplizierten Anreise am 28.01.2023 verbrachten wir eine Nacht in Accra und reisten am nächsten Tag zunächst nach Akwatia in das St. Dominikus Hospital. Das Krankenhaus wünscht sich die Einführung von minimalinvasiver Chirurgie. Dort gibt es bislang kein Equipment und auch keinerlei Weiterbildung der dort tätigen Ärzte in der Frauenklinik.

Aktuell arbeitet dort lediglich ein erfahrener Gynäkologe, der allein für mehrere 1.000 Geburten und viele gynäkologische Routineoperationen zuständig ist.

 

Die gründliche Inspektion des OP-Bereiches und der Bettenstation der Frauenklinik zeigt, dass eine Ausstattung des Krankenhauses mit dem notwendigen Equipment für laparoskopische Operationen aufwändig und schwierig erscheint. Neben der komplett fehlenden apparativen Ausstattung, fehlt auch das medizinische Know-how des dort tätigen Gynäkologen.Akwatia liegt im ländlichen Bereich im Süd-Osten von Ghana. Die umliegenden dörflichen Gemeinden haben circa 5-15.000 Einwohner. Die Fahrt nach Accra dauert 1,5 Stunden und ist für viele Ghanaer möglich.

Am 1. Februar sind wir gemeinsam mit Herrn Detmer Hasselmann nach Techiman weitergereist. Die Fahrt nach Techiman dauert circa 7 Stunden. Techiman ist eine mittelgroße Stadt circa 1,5 Stunden nördlich von Kumasi. In Techiman leben gut 100.000 Einwohner. Das Holy Family Hospital ist ein großer Krankenhauskomplex mit vielen Fachabteilungen, es wird von der katholischen Kirche betrieben.

Das Krankenhaus verfügt über sechs OP-Säle, in denen Chirurgen, Unfallchirurgen, Augenärzte, Frauenärzte und Urologen arbeiten. Ein Equipment für minimalinvasiver Chirurgie ist vorhanden. Es handelt sich dabei um eine Spende aus Deutschland aus dem Jahr 2014. Das Equipment wird bereits für diagnostische Laparoskopien genutzt. Bislang erfolgen keine operativen Laparoskopien.

Der Chefarzt, Dr. Friko, der Frauenklinik war vor unserem Aufenthalt 14 Tage in Hamburg zu Gast, um laparoskopische operative Eingriffe zu erlernen. Unter anderem hat er den MIC I Kurs an der CAU Kiel besucht.

Nach einem herzlichen Willkommen durch den Verwaltungschef, folgte ein ausführlicher Rundgang über das Klinik Gelände. Am Ende folgte eine Besichtigung des Operationstraktes. Dort lernten wir die verantwortliche Schwester Martina kennen, die Alle vorhandenen Laparoskopie Instrumente holte. Die meisten Instrumente zeigten sich voll funktionsfähig. Lediglich einige Gummidichtungen waren defekt. Es wurden insgesamt drei laparoskopische Sets zusammengestellt mit jeweils Zangen, Scheren, Punktionskanülen, Trokaren etc.. Die Instrumente wurden in den dafür vorgesehenen Metallcontainern platziert und zur Sterilisation gegeben.
Am Folgetag waren zwei Patientinnen für operative Laparoskopien einbestellt. Beide Operationen konnten stattfinden.
Bei der ersten Patientin handelte es sich um eine junge Ärztin aus der Kinderklinik, die unter einer Endometriose leidet. Es gelang Endometriosezysten von beiden Eierstöcken per Bauchspiegelung zu entfernen und die Durchgängigkeit eines Eileiters wiederherzustellen.
Bei der zweiten Patientin handelte es sich um die Verdachtsdiagnose einer Eierstockentzündung. Es stellte sich bei der Laparoskopie heraus, dass die Patientin unter einer gedeckt perforierten Appendizitis litt. Die Operation wurde unter Einbeziehung des chirurgischen Chefarztes in eine Laparotomie konvertiert.
Beide Operationen verliefen komplikationslos, und die Patientinnen erholten sich zügig.
Insgesamt kann man sagen, dass die Kollegen in Ghana schnell lernen, ein großes Improvisationstalent besitzen und sehr gewillt sind, die Laparoskopie zügig umzusetzen.

Am Ende der Woche konnte das Memorandum of Understanding zur Einführung der Laparoskopie unterzeichnet werden. Zusätzlich wurde der Wunsch nach Weiterbildung der chirurgischen Kollegen sowie nach Weiterbildung im Bereich der Palliativmedizin geäußert.

Die vorhandenen älteren Instrumente können aufgrund einer großzügigen Spende der Firma Karl Storz GmbH&Co.KG ersetzt werden. In der folgenden Woche wird eine weitere laparoskopische Ausbildung durch unser Münchener Team von Spezialisten erfolgen.

Februar 2023

Teilnehmer: Dr. Kirsten Graubner, Dr. Ulf Bauer, Detmer Hasselmann