Einsatzbericht über den Einsatz in der Pädiatrie im Holy Family Hospital, Techiman, Ghana, Februar 2023

Techiman ist eine Stadt mit etwa 80.000 Einwohnern in der Mitte des Landes am Knotenpunkt zweier Hauptachsen des Landes und hat einen sehr großen landwirtschaftlichen Markt. Das Krankenhaus hat daher viele Patientinnen und Patienten auch aus dem weiteren Umland sowie durch die Transitstrecke nach Norden.

Das Holy Family Hospital (HFH) besteht seit dem Jahr 1954, ist in kirchlicher Verwaltung, verfügt über 330 Betten und hat 2020 etwa 23.000 stationäre und 200.000 ambulante Patienten versorgt. Das Krankenhaus ist seit 2004 vom Ghana College of Physicians and Surgeons in der Ausbildung von House Officers und Residents akkreditiert. Es ist als Secondary Level Facility akkreditiert und anerkannt und bietet mit 9 Fachabteilungen ein weites Spektrum.

Die Pädiatrie-Abteilung wird von Dr. Jacqueline Aseby geleitet. Neben ihr sind noch weitere 4 Fachärzt*innen tätig, sowie House Officers and Residents. Es gibt 4 Bereiche in der Pädiatrie: die Neonatologie mit 50 Betten, die normale Kinderstation mit 40 Betten, die Kinderintensivstation (PICU) mit 8 Betten und die Überwachungsstation mit 8 Betten. Außerdem gibt es noch eine kinderchirurgische Überwachungsstation mit 10 Betten.

Ziel meines Aufenthaltes war eine Schulung der Ärzt*innen in Ultraschall und Echokardiographie. Ultraschalldiagnostik wird normalerweise von den Radiologen durchgeführt, die allerdings das klinische Bild des Patienten und seine Symptome nicht verstehen und einordnen können. Außerdem sind gerade die Frühgeborenen oder sehr kranker Patient*innen schlecht zu transportieren. Daher ist es von großem Vorteil, wenn die Kinderärzt*innen in der Lage sind, ihre eigenen Ultraschalluntersuchungen durchzuführen.

Es gibt keine Kinderkardiolog*innen im HFH, so dass kranke Kinder für eine echokardiographische Untersuchung nach Kumasi geschickt werden, welches neben einer ca. 3-stündigen Fahrt hohe Kosten bedeutet, die von den Familien oft nicht getragen werden können.

Da im Rahmen eines größeren Projektes in Zusammenarbeit mit den Missionsärztlichen Schwestern in Würzburg gerade ein Ultraschallgerät für die Pädiatrie angeschafft wurde, war der Zeitpunkt unseres Kurses perfekt.

Das Echo-Teaching war für die pädiatrischen Fachärzt*innen gedacht, das Ultraschalltraining sollte sich vor allem auch an die Kinderchirurg*innen richten. Meist habe ich vormittags mit nur 3 Ärzt*innen ein Echo-Training durchgeführt und nachmittags mit ca. 15 Kinderchirurg*innen ein Ultraschall-Training. Hier war es mir vor allem wichtig, viel Hands-on-Training durchzuführen. In den Vorträgen passen viele dann doch nicht auf und das Handy ist immer wichtiger. Aber alle waren hochmotiviert und haben sich fast darum gestritten, den Schallkopf in der Hand zu halten. Wir hatten einen sehr geeigneten Raum zur Durchführung unseres Trainings sowie viele Kinder, kranke und gesunde, die uns als Übungsmodelle dienten. Das neue Ultraschallgerät ist recht gut, nur in der Farbcodierung weist es Schwächen auf, was insbesondere beim Echo manchmal ein Problem war.

Es herrschte durchgehend eine sehr gute Stimmung, alle waren extrem bemüht, dass auch kleine Probleme, wie z.B. ein defektes HDMI-Kabel für den Beamer, sofort gelöst wurden. Ich bekam immer Wasser und Essen angeboten.

Gewohnt haben wir in einem komfortablen Hotel ein paar Kilometer entfernt, wir hatten immer einen Fahrer, der zur mehr oder weniger vereinbarten Zeit vor Ort war. Mittags haben wir in der Kantine des Krankenhauses gegessen, abends waren wir eingeladen oder haben im Hotel gegessen. Alle Kosten (für Fahrer, Unterkunft und Essen) wurden vom Krankenhaus getragen.

Die Chefärztin Jacqueline Asebey hat peinlich darauf geachtet, dass die Organisation stimmte. Ich hatte vorab von ihr einen Zeitplan bekommen, an den sie sich gehalten hat. Wenn etwas mal anders war als geplant, hat sie mich über WhatsApp zeitnah informiert.

Die Lernkurve war hoch, die 3 Kinderärzt*innen waren nach kurzer Zeit in der Lage, ein kooperatives Kind mit einem gesunden Herzen „durchzuschallen“, dabei konnten sie die Standardebenen weitestgehend korrekt einstellen.

Auch die Kinderchirurg*innen, die z.T. noch nie eine Ultraschalluntersuchung gesehen hatten, waren in der Lage, wichtige Schnittebenen darzustellen. Als ich merkte, wie rudimentär das Vorwissen der chirurgischen Kolleg*innen war, habe ich mich allerdings ausschließlich auf das Erlernen der FAST-Technik konzentriert. FAST bedeutet eine schnelle Ultraschalluntersuchung, die bei jedem Unfall durchgeführt werden sollte und sich auf den Nachweis freier Flüssigkeit (Blut) im Bauchraum und in der Lunge konzentriert.

Trotzdem muss ich trotz der steilen Lernkurven anmerken, dass der Weg von der Darstellung eines Normalbefundes, was nach Ende meiner Zeit dort halbwegs funktioniert hat, bis hin zum Erkennen pathologischer Zustände und der korrekten Diagnosestellung leider noch ein sehr weiter ist.

Hier ist es essenziell, dass intensive weitere Trainings, am besten natürlich zeitnah, erfolgen. Mindestens genauso wichtig ist aber auch, dass die Kolleg*innen vor Ort die Hemmschwelle abbauen und das Ultraschallgerät einfach benutzen, natürlich nur diejenigen, denen das erlaubt wurde und die einen Schlüssel für das jetzt abgeschlossene Zimmer haben.

Ich habe das ausführlich mit Jacqueline besprochen, von der ich gerade eben eine WhatsApp erhielt, dass der Raum jetzt fertig eingerichtet ist und dass sie schon 2 Patient*innen alleine geschallt haben, was mich natürlich sehr gefreut hat.

Ich hatte ebenfalls ein Abschlussgespräch mit unserem Auftraggeber, dem Administrator des Holy Family Hospitals, Mr. Christopher Akanbobnaab. Hier sind wir ganz klar übereingekommen, dass beide Seiten die Notwendigkeit sehen, dass weitere Trainings in diesem oder ähnlichen Rahmen weiter durchgeführt werden sollen. Man hat mich sehr gebeten, bald wiederzukommen, was nach Abschluss einer doch anstrengenden Zeit ein schönes Gefühl ist, das mich auf der Rückreise begleiten wird.

Februar 2023

Dr. Beatrice Heineking