GNH Berlin – Video-Vortrag 02. Februar 2021
Entwicklungszusammenarbeit in der Pathologie – / in Eritrea Ostafrika
Prof. Dr. med. Hartmut Lobeck, Pathologe, Berlin
Eritrea, das kleine Land am Horn von Afrika, ist erst seit 1991 als einer der jüngsten Staaten Afrikas und nach einem 30-jährigen Unabhängigkeitskampf ein selbständiges und international anerkanntes Land. Nach italienischer Kolonialzeit (1890 – 1941) und Zwangs- Angliederung an Äthiopien (1950 – 1991) kann das Land seine Geschicke nun selbst gestalten.
Eritrea ist ein Mehrvölkerstaat mit 9 unterschiedlichen Volksgruppen mit unterschiedlichen Sprachen und Bräuchen und bis heute eines der ärmsten Länder der Erde. Dies hat insbesondere medizinische Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO’s) veranlaßt, dem Land und insbesondere dem dortigen Gesundheitswesen Hilfestellung zu geben. Zur Zeit engagieren sich 6 deutsche medizinische NGO’s in Eritrea, insbesondere in den Fachbereichen Kinderheilkunde, Neonatologie, HNO-Krankheiten, Onkologie, Kinderchirurgie und – Urologie, Zahnheilkunde sowie Anästhesiologie.
Da Eritrea bis heute über keine eigenen Pathologen verfügt und bisher auch keine entsprechende Facharztausbildung existiert, wurde von NGO-Seite aufgrund des diesbezüglich dringenden Bedarfs die Frage an mich herangetragen, ob ich hierbei Hilfestellung leisten könnte.
Beginnend im Jahr 2012 habe ich mich, anfangs während meiner Urlaubszeiten, später im Ruhestand auch für längere Zeiträume, dem Aufbau eines Pathologie-Service in diesem Land gewidmet. Mit Unterstützung durch die deutschen Hilfsorganisationen konnte diese Aufgabe begonnen und ab 2013 unter Schirmherrschaft der neugegründeten NGO „For-Eritrea e.V.“ intensiviert werden. Anfangs nur durch Spendengelder unterstützt konnte ich ab 2017 im Rahmen eines Förderprogrammes des 2 Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) für 2 Jahre kontinuierlich in Eritrea als Pathologe in dem inzwischen eingerichteten und voll arbeitsfähigen histopathologischen Labor diagnostisch arbeiten. Von 2013 an war es so zunehmend möglich, exakte histologische und zytologische Diagnosen für bis jetzt mehr als 8000 Patienten zu erstellen und so deren Weiterbehandlung durch die entsprechenden klinisch tätigen Ärzte auf einem soliden diagnostischen Fundament abzusichern.
Im Jahr 2018 konnte mit Hilfe der WHO und der Universität Perth/Westaustralien im Histo- Labor ein sog. Slide-Scanner zur Digitalisierung der Zell- und Gewebeschnitte installiert werden. Somit war es nun möglich, diese so erstellten digitalen Bild-Dateien per Telepathologie (eine satellitengestützte Telemedizinverbindung – SATMED – konnte im gleichen Jahr mit Hilfe der NGO ArcheMed im Patho-Labor in Betrieb genommen werden), im Internet zu versenden und somit auch eine qualifizierte Ferndiagnostik zu betreiben, wenn kein Pathologe vor Ort in Eritrea anwesend sein konnte.
Diese bisher erfolgreiche Arbeit musste im Frühjahr 2020 leider aufgrund der inzwischen auch in Eritrea angekommenen weltweiten Corona-Pandemie unterbrochen werden. Eritrea ist seitdem für Ausländer geschlossen und zur Zeit ist nicht klar, wann diese Arbeiten wieder fortgeführt werden können.