Wir haben 2 Krankenhäuser eingehend studiert, um die Basis für ein Engagement des Vereines „Medical Support in Partnership“ zu sondieren.

St. Dominicus Hospital in Akwatia.

Akwatia ist eine Kleinstadt mit etwa 35 000 Einwohnern, 100 km bzw. zwei Autostunden nördlich von Accra.

Das St. Dominicus Hospital wurde vor 62 Jahren vom Dominikaner Orden gegründet. Es ist ein Krankenhaus mit verschiedenen Gebäuden auf einem gepflegten, weitläufigen Campus mit offiziell 388 Betten.

Den Verwaltungsleiter des Krankenhauses haben wir leider wegen Abwesenheit nicht kennengelernt. Die ärztliche Leiterin ist Frau Dr. Maite aus Kuba. Sie sieht eine Zusammenarbeit sehr positiv und freut sich auf jegliches Engagement.

Die gynäkologische Abteilung wird von Chefarzt Dr. John Bosomtwe geleitet. Er ist etwa Mitte 30 und seit etwa 10 Jahren in der Klinik beschäftigt.
Ihm unterstehen 3 Medical Officers, 2 Physical Assistents und 3 House-Officers.
Dr. John ist ein sehr guter Operateur und macht einen gewissenhaften, verantwortungsbewussten, versierten und sehr motivierten Eindruck.

In der gynäkologischen Abteilung wird an zwei Tagen in der Woche eine offene Sprechstunde angeboten. Pro Monat werden hier 200 gynäkologische und 250 geburtshilfliche Patientinnen versorgt.

St. Dominicus Hospital in Akwatia

Es werden etwa 140 gynäkologische Operationen im Jahr durchführt. Dabei handelt es sich um abdominale und vaginale Operationen.
Alle Operationen werden offen durchgeführt, es ist kein Laparoskopie-Equipment vorhanden (auch in der chirurgischen Abteilung nicht).
Das operative Spektrum umfasst Myom-Entfernungen, Hysterektomien, Eileiter-Schwangerschaften und Kinderwusch-Patientinnen.

In der Geburtshilfe werden pro Jahr etwa 2000 Geburten mit einer Sectio-Rate von etwa 40% betreut. Diese hohe Zahl beruht auf der hohen Anzahl von Zuweisungen von anderen Kliniken zur Sectio. Die Indikation zur Sectio wird sehr großzügig gestellt. Die mütterliche Todesrate liegt bei 350/ 100.000 (Zielvorgabe der WHO liegt bei 70/100.000).
Die neonatale Mortalitätsrate liegt mit etwa 20-25/ 1000 Lebendgeburten deutlich über dem WHO-Ziel von 12/ 1000. Es gibt etwa 80 Totgeburten pro Jahr.
Die Geburtshilfe wird primär von den Hebammen betrieben. Die Ärzte werden nur zu komplizierten Geburten gerufen. Ein Sectio-OP befindet sich direkt neben dem Kreissaal und ist unter der Woche 24 Stunden am Tag besetzt. Es existiert nur ein einziges funktionierendes CTG-Gerät für die Ambulanz und alle drei Kreissäle. Eine routinemäßige Überwachung der Entbindenden ist damit nicht möglich. Ein Ultraschallgerät steht nicht zur Verfügung.

Eine Vorsorge-Station wird im Haus neu betrieben. Hier werden Cervix-Abstriche, Colposkopien und Mamma-Tastuntersuchungen angeboten.

Mamma-Operationen werden von der chirurgischen Abteilung durchgeführt. Eine weitere onkologische Therapie wird im Haus nicht angeboten.
Onkologische Patientinnen werden zur weiteren Therapie nach Accra verwiesen. Eine Nachverfolgung der Patientinnen findet nicht statt, so dass über eine Akzeptanz einer weiteren Therapie keine Angaben gemacht werden kann.

Eine Pathologie ist im Hause nicht vorhanden. Diese befindet sich in einem Partner-Krankenhaus etwa 2 Autostunden entfernt.
Im Haus befindet sich ein sehr gut geführtes klinisches Labor und eine Blutbank.

Die sonographische Diagnostik wird von der radiologischen Abteilung durchgeführt. Ein eigenes Gerät existiert in der Abteilung nicht, wird aber gewünscht und ist sicher sinnvoll.

Perspektive:
Dr. John würde seine Abteilung gerne erweitern und mindestens einen weiteren Facharzt in der Klinik haben. Gerne würde er die Laparoskopie als neue Methode im Haus einführen. Er schätzt, dass er etwa 30 % seiner Eingriffe laparoskopisch versorgen kann.

Die Überwachung der Schwangeren kann unter der Schwangerschaft und unter der Geburt weiter verbessert werden.

Die Zusammenarbeit mit den Pädiatern im Kreissaal kann intensiviert werden.

 

The Holy Family Hospital in Techiman

Holy Family Hospital in Techiman

Techiman ist eine Stadt mit etwa 80 000 Einwohnen in der Mitte des Landes, etwa 130 km bzw. 2 Autostunden nördlich der zweitgrößten Stadt des Landes Kumasi. Die Stadt befindet sich am Knotenpunkt zweier großer Straßen und hat einen sehr großen landwirtschaftlichen Markt. Das Krankenhaus hat daher viele PatientInnen auch aus dem weiteren Umland sowie durch die Transitstrecke nach Norden.

Das Haus besteht seit dem Jahr 1954 und verfügt über 330 Betten
Der Manager des Hauses ist Herr Chris Akanbobnaab. Er leitet das Haus seit 12 Jahren und macht ebenfalls einen sehr kompetenten, pragmatischen und engagierten Eindruck. Er ist sehr an unserem Engagement interessiert und bereit, uns mit allen seinen Möglichkeiten zu unterstützen. Die Teams können im Gästehaus auf dem Krankenhausgelände wohnen und werden hier auch mit drei Mahlzeiten am Tag versorgt. Die Anreise ist per Flugzeug nach Kumasi möglich, für den Transport ins Krankenhaus wird gesorgt werden. Auch bei der Registrierung der Ärzte und den Zollformalitäten für die mitgebrachten Medizin-Geräte und Materialien wird er unterstützen.

Die gynäkologische Abteilung wird von Chefarzt Dr. Ibrahim Friko geleitet und verfügt über 104 Betten. Er ist 47 Jahre alt und seit 2011 am Haus tätig. Er hat die Gynäkologie komplett neu aufgebaut und das Team stark vergrößert. Er macht einen sehr kompetenten Eindruck und ist eine sehr energetische und reflektierte Persönlichkeit.
Neben ihm sind noch 3 Fachärzte angestellt, ein weiterer folgt Ende des Jahres. Eine Fachärztin hat in Accra 5 Monate lang bei laparoskopischen Operationen eines in den USA ausgebildeten Arztes assistiert. Es gibt noch 3 medical officer und 3 house officer.

Für gynäkologische Patientinnen wird an 3 Tagen in der Woche eine outpatient clinic angeboten. Hier stellen sich etwa 200 Patientinnen pro Woche vor.

Im Jahr 2021wurden 413 Operationen durchgeführt. Davon waren 72 abdominale Hysterektomien, 6 vaginale Hysterektomien, 147 Myom-Enukleationen, 28 ektope Schwangerschaften und 91 diverse andere Operationen.
Ein Equipment für diagnostische Laparoskopie ist vorhanden, für operative Therapien fehlt das Instrumentarium.
2021 wurden 69 diagnostische Laparoskopien durchgeführt.

Es gibt einen großen und sehr gut ausgestatteten OP mit 6 Sälen. Darin befindet sich ein voll ausgerüsteter Storz-Turm älteren Baujahres. Die Siebe sind sehr rudimentär bestückt und lassen, wie bereits erwähnt, keinen operativen Eingriff zu.

Die Abteilung verfügt über ein modernes Ultraschallgerat (GE Logique 5), allerdings ohne Vaginal-Sonde. Ein sehr altes Gerät mit Vaginalsonde ist vorhanden. Dennoch wird ein großer Teil der Sonographien von der radiologischen Abteilung durchgeführt.

Onkologische Fälle werden nicht therapiert, sondern an eine onkologische Klinik verwiesen. Auch eine weitere Nachsorge dieser Patientinnen findet in der Klinik nicht statt.

Die gynäkologische Station hat 40 Betten und ist in einem großen Raum untergebracht. Die Betten stehen sehr eng und sind nur durch einen Vorhang getrennt. Für Besucher ist kaum Platz.

Es gibt eine Vorsorge-Krankenschwester die HPV-Tests, PAP-Abstriche und eine Colposkopie anbietet.

Es gibt keine Pathologie im Haus. Befunde gibt es erst nach etwa 2 Wochen.

Mamma-Operationen werden von der Chirurgischen Abteilung angeboten. Eine weitere onkologische Therapie wird im Haus nicht angeboten.

Es gibt ein sehr modernes Labor zur Spermienaufbereitung für IUI’s.

Die Anästhesie verfügt über moderne Narkosegeräte und kann alle Anästhesieformen anbieten.

In der Klinik wurden im Jahr 2020 4468 Geburten betreut, davon 2393 Sectios mit einer Sectio-Rate von 53 %. Diese hohe Zahl beruht auf der hohen Anzahl von Zuweisungen von anderen Kliniken zur Sectio und hat sich in den letzten 2 Jahren stark erhöht. Die Indikation wird sehr großzügig gestellt.
Die mütterliche Todesrate lag mit 7 Fällen im Jahr bei 156/ 100.000. Die Zielvorgabe der WHO liegt bei 70/100.000.
Die neonatale Mortalitätsrate lag mit 144 Fällen bei 32/ 1000 Lebendgeburten deutlich über dem WHO-Ziel von 12/ 1000. Es gab 111 Totgeburten in diesem Jahr.
Es gibt 4 Entbindungsbetten in einem sehr engen und nur rudimentär ausgestatteten Kreissaal. Eine kontinuierliche CTG-Überwachung der Patientinnen ist nicht möglich. Es gibt nur zwei alte Geräte ohne Ausdruck. Über die Arbeitsbedingungen und die Qualität der Geburtshilfe kann ich keine Aussage machen.
Es gibt eine Pädiatrische Abteilung mit einer Neugeborenen Intensiv Station, hier werden auch Frühgeburten betreut.

Perspektive:

Dr. Friko hat für die kommenden Jahre folgende Ziele für seine Abteilung formuliert:

Er hegt schon lange den Wunsch, die operative Laparoskopie in seinem Krankenhaus einzuführen. In der Abteilung gibt es genügend Operationen, die auch endoskopisch durchgeführt werden können. Das Team ist groß genug, um auch mehrere Operateure auszubilden. Nach Etablierung der Methode ist es auch möglich, Workshops zu organisieren sowie Kurse und Hospitationen als Trainingscenter anzubieten.

Die Sonographie soll routinemäßig von den Gynäkologen und nicht mehr von den Radiologen durchgeführt werden.

Aufbau einer Pathologischen Abteilung im Haus. Ein Pathologe befindet sich bereits in der Ausbildung.

Die Geburtshilfe muss apparativ neu ausgestattet werden. Hier fehlen 3 CTG’s. Ein modernes Ultraschallgerat (GE Logiqu 5) ist vorhanden, es fehlt lediglich eine Vaginal-Sonde. Weiterer Bedarf muss noch eruiert werden.

Das angebotene Cervix-Screening soll ausgebaut werden und durch eine suffiziente Colposkopie ergänzt werden. Dies soll in einer engen Kooperation mit der Gynäkologischen Abteilung erfolgen.

Dr. Friko wünscht sich sehr, zeitnah zum Erlernen der laparoskopischen Operationstechnik bei uns in Deutschland zu hospitieren.

Weiterhin ist es nötig, dass das Instrumentarium für laparoskopische Operationen nach Techiman gebracht wird. Die Geräte des vorhandenen Laparoskopie-Turmes müssen überprüft und gegebenenfalls erneuert werden, eine 2. moderne Kamera wäre als back-up von Vorteil.

 

 

Berg, den 11.09.2022

Dr. Robert Theiss
Leiter der Endoskopie- und Endometriose-Zentrum München
Medical Support in Partnership e. V.