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Um die verheerenden Zwischenfälle zu verhindern, führten wir bereits mehrere Workshops im Bereich der Laparoskopie (Bauchspiegelung) vor Ort durch und ermöglichten dem eritreischen Arzt Dr. Dawit Estefanos, an einem Operationskurs des Agaplesion Diakonieklinikums in Hamburg teilzunehmen.

Nun kann den Patientinnen im Orotto Hopsital endlich diese schonende OP-Technik angeboten werden. Durch die neue Technik kommt es zu deutlich weniger Wundinfektionen und anderen Komplikationen, sodass die Patienten in der Regel wesentlich schneller entlassen werden können. Deswegen ist es uns so wichtig, dass wir unser Netzwerk weiterhin ausbauen und in Eritrea Hilfe zur Selbsthilfe leisten.

Bericht: EINSATZ IN Asmara
vom 29.03.2019 bis zum 05.04.2019
Dr. med. Kirsten Graubner

Einsatz im Orotta National Referral Hospital Asmara / 2. Laparoskopie Workshop

Team:
Dr. med.Kirsten Graubner (Fachärztin für Frauenheilkunde)
PD Dr. med. Olaf Buchweitz
PD Dr. med.Andreas Hackethal
Dr. med.Theresa Bernard (Fachärztin für Frauenheilkunde)
Frau Sabine Schwenkner (OP-Fachschwester)
Herr Markus Basselmann (OP-Pfleger)
Herr Toni Rahme (FA Karl Storz GmbH)

Nach der Anreise am 29.03.2019 gegen 03:30 Uhr, begann um 09:00 Uhr die Patienten Vorstellung. Die eritreischen Kollegen hatten in den letzten Wochen viele Patienten mit zum Teil Eierstockzysten oder Kinderwunsch und zum Teil mit fortgeschrittenen Karzinomen gesehen, die sie uns am 29. 03. vorstellten . Bei diesem Screening wurden uns von Dr. Dawit insgesamt ca. 50 Frauen vorgestellt, die wir gemeinsam nochmals unter suchten, um die weitere Behandlung/ Operationsindikation festzulegen. 27 Patientinnen wurden auf einen operativen Eingriff in der folgenden Woche vorbereitet, davon wurden 14 Frauen für eine minimalinvasive Operation geplant, einige Patientinnen wurden in der Onkologie für eine primäre Chemotherapie vorgestellt, einige wurden für eine Strahlentherapie in den Sudan geschickt, und bei einigen war eine Operation zum jetzigen Zeitpunkt nicht notwendig.

Das Screening verlief reibungslos und alle erforderlichen Blutuntersuchungen konnten durchgeführt werden. Am Ende entstand ein OP – Plan mit durchschnittlich 5 Operationen pro Tag. Vom 01.04. – 03.04. war der Laparoskopie-Workshop anberaumt, deshalb wurden an den 3 Tagen hauptsächlich minimalinvasive Operationen geplant.

Laparoskopie-Workshop
Laparoskopie-Workshop
Laparoskopie-Workshop Fotocredit: Nina Bauer

In der Klinikstruktur hat sich seit November einiges verändert. Alle 5 Assistenzärzte sind zur Facharztausbildung in den Sudan geschickt worden. Kreißsaaldienste werden von Studenten im letzten Jahr geleistet–was zu deutlich mehr Komplikationen führt. Von den verbleibenden 7 Oberärzten ist ein Kolleg ein der Nacht vor unserer Ankunft plötzlich und unerwartet verstorben. Die Arbeitsbelastung der zum Teil schon relativ alten Oberärzte (Dr. Dawit ist mit 51 Jahren deutlich der jüngste Oberarzt) ist durch den Ausfall der Assistenzärzte drastisch angestiegen. Ein elektives Operationsprogram findet fast gar nicht mehr statt. In den ersten 3 Monaten des Jahres sind nur 25 gynäkologische Operationen (davon sehr viele kleine Eingriffe wie Ausschabungen) erfolgt. Neben den Ärzten fehlen auch OP-Schwestern.

Parallel zum Patientenscreening wurde von Sr. Sabine das notwendige –zum Teil leihweise aus Deutschland mitgebrachte (der Firma Karl Storz sei Dank!) Equipment vorbereitet, um einen reibungslosen Beginn am Montagmorgen zu gewährleisten. Die ebenfalls mitgebrachten Pelvitrainer (Kästen zum Üben mit den langen Spezialinstrumenten für die Laparoskopie) wurden ebenfalls aufgebaut, so dass die eritreischen Kollegen die Gelegenheit hatten, sich mit dem Instrumentarium vertraut zu machen.

Am Wochenende traf Herr Toni Rahme, der Verantwortliche der Firma Karl Storz für Afrika in Asmara ein.

Herr Toni Rahme und Sabine Schwenkner
Fotocredit: Nina Bauer

Am 01.04.2019begann der 2. Laparoskopie Workshop. Die allgemeine Begrüßung erfolgte durch Dr. Habteab, den Dekan des Orotta Krankenhauses. Leider mussten wir feststellen, dass vom Gesundheitsministerium zeitgleich zu dem Laparoskopie Workshop, ein Workshop über peripartale Müttersterblichkeit angesetzt worden war, so dass am 01.04. nur Dr. Dawit Estifanos von den Frauenärzten am Laparoskopie Workshop teilnehmen konnte(das ist vor allem auch Frau Dr. Bernard zu verdanken, die die ganze Woche den Kreißsaal betreute und alle Notfälle behandelte). Zusätzlich nahmen noch 3 chirurgische Kollegen teil. Durch die geringe Teilnehmerzahl konnten wir viel Zeit für die Ausbildung –sowohl theoretisch als auch praktisch – von Dr. Dawit aufbringen. Er konnte sämtliche Laparoskopien unter Anleitung selbst durchführen.

Die anderen angemeldeten Teilnehmer: Dr. Dawit aus Mendefera, Dr. Kifleyesus aus dem Edaga Hamus Hospital und Dr. Habteselassie (Chefarzt des Orotta Maternity Hospitals) stießen am Dienstag zum Workshop dazu und erhielten alle Einzelunterricht am Pelvitrainer. Zusätzlich haben Dr. Buchweitz und Dr. Hackethal noch Vorlesungen zu bestimmten Laparoskopietechniken gehalten. Alle eritreischen Kollegen erhielten die Gelegenheit unter Anleitung selbst Laparoskopie durchzuführen. Dr. Dawit Estifanos ist sehr gut in der Lage eigenständig leichtere Bauchspiegelungen durchzuführen.

Neben den minimalinvasiven (und einigen offen chirurgischen) Operationen gab es auch einen laparoskopischen Nahttechnik Wettbewerb am Pelvitrainer, den Dr. Habteselassie gewann.

Ein weiterer Schwerpunkt war die Einführung der Hysteroskopietechnik (Gebärmutterspiegelung). Unter Anleitung konnten auch komplexe Gebärmutterspiegelungen durchgeführt werden, eine Operationstechnik, die es bislang in Eritrea nicht gab. Parallel zu dem operativen Teil unterrichtete Herr Rahme–gemeinsam mit Sr. Sabine und Pfleger Markus -die OP-Schwestern (die zum Teil aus anderen Krankenhäusern angereist waren) in der Pflege und Wiederaufbereitung der empfindlichen Laparoskopieinstrumente. Er tat dies auf eine bemerkenswert nachdrückliche und trotzdem sehr charmante Art. Die OP Schwestern hängten am Ende sein Bild über den Instrumentenpflegeplatz auf.

Die Intubationen der Patienten erfolgten fast ausschließlich per Videolaryngoskopie. An dieser Stelle nochmals großen Dank an die Firma Karl Storz, die es uns ermöglicht hat den Workshop auf die Art durchzuführen!

Laparoskopie-Workshop
Fotocredit: Nina Bauer

Am Donnerstag und Freitag wurden dann ausschließlich Tumorpatientinnen operiert. Dabei konnten sowohl Dr. Dawit als auch Prof. Habteselassie selbst Wertheim Operationen (eine sehr komplexe OP-Technik bei Gebärmutterhalskrebs) durchführen. Hervorzuheben ist das große Engagement der eritreischen Kollegen, und der Umgang mit den Patientinnen ist immer von Achtung und Respekt geprägt. Prof. Habteselassie, der Chefarzt der Frauenklinik zeigte erneut großes Interesse an den Operationen und war trotz seines Urlaubs jeden Tag mit im OP, um minimalinvasive OP-Methoden zu erlernen.

Am Donnerstagmorgen fand ein Termin mit Dr. Goitom, dem Direktor aus dem Gesundheitsministerium, Prof. Hartmut, Dr. Dawit und mir statt. Dabei habe ich mein Bedauern über den holperigen Anfang des Laparoskopie Workshops zu Ausdruck gebracht, und auf eine Verbesserung der Personalsituation in der Frauenklinik gedrungen. Es wurde konstruktiv vereinbart, dass Dr. Dawit gemeinsam mit Prof. Habteselassie durchschnittlich 3 Laparoskopien pro Woche im Orotta Krankenhaus durchführt. Ein verantwortliches Team von OP Schwestern wird von Sr. Meheret benannt werden, die außerdem die Ausbildung der OP-Schwestern im Edaga Hamus Krankenhaus mit gestalten soll. Bei guter Auslastung der Laparoskopie Einheit im nächsten halben Jahr kann von unserer Seite über die Bereitstellung einer 2. Einheit nachgedacht werden. Dr. Dawit wird die Operationen dokumentieren.

 

Fazit:
Die Zusammenarbeit mit Dr. Dawit Estifanos, Dr. Dawit und Dr. Kifleyesus ist ausgesprochen gut. Prof. Habteselassie hat sich intensiv mit der minimal invasiven OP-Methode befasst. Die OP-Schwestern sind immer hilfsbereit und liebenswert, allerdings gibt es deutliche individuelle Unterschiede in der Ausbildung und den Fähigkeiten. Ein gewisser Standard ist im Orotta nach 7 jähriger Zusammenarbeit/ Ausbildung deutlich wahrzunehmen.

Dr. Kirsten Graubner
Hamburg, den 19.04.2019